Eben war noch ein reges Treiben auf der Straße, viele Fahrradfahrer waren unterwegs, um letzte Besorgungen zu machen. Doch jetzt, kurz nach Sonnenuntergang, tritt eine plötzliche Stille ein. Es ist immer noch Ramadan und gerade sind alle beim Essen, also nicht der beste Zeitpunkt zum Trampen. Aber wir haben während unseren Reisen gelernt, geduldig zu sein. In der Dunkelheit werden wir schließlich von einem großen LKW mitgenommen. Nachts zelten wir neben der Straße und fahren am Morgen weiter.
Der Fahrer spricht kein Englisch und möchte sich unbedingt mit einer Übersetzer-App mit uns unterhalten. Wir würden ihm gerne mehr über uns erzählen, doch ist es uns lieber, wenn er auf die Straße schaut, beide Hände am Lenkrad behält und auf der richtigen Straßenseite fährt.
Roadtrip Tinghir
Mit Lucy und Quentin, die gerade Urlaub in Marokko machen, verbringen wir den ganzen Tag. Fahren durch die Schlucht, essen gemeinsam in ihrem Hotel und laufen abends zu einem Aussichtspunkt auf die Stadt Tinghir. »Wollt ihr mit mir und meiner Frau zusammen Essen«, werden wir kurzerhand von Sofian eingeladen. Er wohnt nur ein paar Häuser weiter und seine Frau Sana hat schon den Tisch gedeckt. Es wird ein lustiger Abend und wir sind froh, dass wir uns darauf eingelassen haben. »Nicht jeder wäre da einfach mitgegangen, schön, dass ihr so weltoffen seid«, sagt Flo zu Quentin.
Via Ferrata Todra Schlucht
Hier treffen Kontraste aufeinander. Die vielen Wohnmobile, Touristenbusse und dazwischen bettelnde Menschen, die in den Bergen in Berberdörfern wohnen und mit ihren Eseln jeden Tag den weiten Weg ins Tal laufen. Für uns war es eine Wanderung, für sie ist es der tägliche Weg.
Wir zelten am Ende der Schlucht, direkt neben den Kletterwänden. Dort lernen zwei Franzosen kennen. Benoit und Isabelle bieten uns gleich an: »Ihr könnt gerne für ein paar Stunden unsere Klettersteigausrüstung ausleihen.« So können wir uns den vielen Touristen und Teppichverkäufern entkommen und schauen uns die Schlucht von oben an. Es erinnert uns an letztes Jahr in Spanien, als wir Marwin und Aaron im Ordesa Nationalpark unsere Ausrüstung ausgeliehen haben.
Wanderung zu den Affenfinger Felsen
Der Himmel ist seit einigen Tagen nicht mehr gelb, da zu viel Wüstenstaub in der Luft hängt. Auch auf unserem Zelt ist immer wieder eine Schicht Staub. Wir verbringen ein paar Tage in dem Tal und laufen zwischen den sogenannten Affenfingern hindurch. Ein schmaler Canyon, den man zweieinhalb Kilometer laufen kann.
Skoura Kasbah Amridil
Flo geht es nicht gut, wahrscheinlich war das Wasser von dem letzten Brunnen nicht sauber. Wir beschließen, einen Bus zu nehmen und den nächsten Campingplatz anzusteuern. Dort können wir uns ein paar Tage erholen, alles aufladen und bei der Mittagshitze in den Pool springen.
Fahradunfall in Marokko
»Ich wohne alleine und freue mich über Gesellschaft. Wollt ihr nicht mit zu mir nach Hause kommen?«, fragt uns Mustapha der noch seine Militärkleidung trägt und gerade auf dem Heimweg ist.
Im Schritttempo fährt er aus einer Gasse, als plötzlich ein Fahrradfahrer angeschossen kommt und im hohen Bogen über die Motorhaube fliegt. Der Junge liegt auf dem Boden und krümmt sich. Doch kurze Zeit später schütteln Mustapha und er sich lachend die Hand, begutachten die Schramme an der Hüfte und freuen sich, dass nicht mehr passiert ist. Eiernd schiebt er sein Fahrrad nach Hause. Der Schock sitzt uns allen noch tief. So verbringen wir den Nachmittag zusammen, er hakt sich bei Flo ein und wir laufen zwischen den Feldern hindurch. »Eine schöne Ruheoase, aber hier war ich selbst noch nie, denn ich wohne alleine, da gehe ich nicht spazieren«, erklärt er uns. »In Marokko ist Geld nur für ein oder zwei Tage wichtig, aber Freunde für lange Zeit. Außerdem ist hier ›ein Danke‹ mehr wert als Geld.«
Zelten in Oase Fint
Vor einem Jahr haben wir während unserer Spanienreise Thibaut getroffen und waren in Valencia gemeinsam klettern. Er war die letzten Monate auch in Marokko unterwegs und hat uns die Oase Fint empfohlen. Also machen wir uns auf den Weg. Zwischen den Palmen sind kleine Wassergumpen in denen einige Wasserschildkröten in unterschiedlichen Größen herumschwimmen und sich sonnen. Abends laufen wir auf einen Hügel und treffen dort einen Jungen, der sich aus alten Pfannen und Wasserkanister ein Schlagzeug zusammen gebaut hat. Wir sind beeindruckt von dem Instrument und sein Rhythmusgefühl. Er hatte bestimmt noch nie Musikunterricht.
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