Wassergumpen in Amtoudi #6

Abenteuerweg nach Amtoudi

Umso südlicher wir reisen, desto schwieriger wird es. Hier leben deutlich weniger Menschen und die wenigsten können sich ein Auto leisten. Auch Touristen sehen wir nicht viele. So warten wir über zwei Stunden an einer Kreuzung, ein paar Schulkinder aus dem Dorf leisten uns Gesellschaft und winken uns hinterher als endlich ein Lastwagen beladen mit Sand stehen bleibt. »Endlich geht es weiter«, ruft mir Flo im Fahrtwind entgegen. Doch leider nur vier Kilometer, bis zum nächsten kleinen Dorf. Hier kommen sofort Frauen und Kinder angelaufen, wollen uns die Hand schütteln und mit uns reden. »Bonjour Madam, bonjour Mister«, begrüßen sie uns herzlich. Die älteste der Frauen lädt uns gestikulierend zum Teetrinken in ihr Haus ein. Nachdem wir uns gestärkt haben, setzen wir uns wieder zu den anderen in den Schatten und warten. Vier Stunden später kommt zum Glück ein Pickup und wir können auf der Ladefläche mitfahrenL

Abends fahren noch weniger Autos. Zum Glück haben wir unser Zelt dabei und können, nach einem langen Tag, neben der Straße übernachten.
Auf dem Weg, sehen wir die unterschiedlichsten schreibweisen »Amtoudi – Amtedi – Amtdi«
Der Sand fliegt uns in die Augen, aber das ist uns egal. Wir sind froh, dass es endlich weitergeht.
Die Frauen und Kinder leisten uns ganze vier Stunden Gesellschaft. Wir sind die Attraktion in dem Dorf.
Beste Aussicht und angenehmer Fahrtwind
Hinter dem Dorf befindet sich der Friedhof. Die weißen Grabsteine glitzern im Sonnenlicht.

Eine Woche Zelten in einer Ruheoase

Amtoudi liegt in einem canyonartigen Flusstal. Eine Stunde sind wir zu Fuß unterwegs als wir eine herrliche Gumpe erreichen. Es ist über 36 Grad und wir haben uns bewusst wieder einen Ort zum Baden herausgesucht. Unser Zelt stellen wir unter einem großen Baum auf. Eine ganze Woche bleiben wir dort, genießen die Ruhe, gehen schwimmen und verbringen die Mittagshitze unter dem Baum. Nur zum Einkaufen laufen wir einmal ins Dorf zurück. Unterwegs treffen wir einheimische Frauen, die gerade ein Fotoshooting machen. Sofort werden wir von Samira eingeladen. »Ich lerne gerade Deutsch, da ich nächstes Jahr nach Deutschland auswandern möchte. Kommst du heute Abend zu mir nach Hause? Wir machen Musik und tanzen«, erklärt sie uns.

Hier sind wir für eine Woche zu Hause und haben Gesellschaft von einem Hund.
Baden in einer Oase von Amtoudi
»Unsere Großeltern haben noch erlebt, wie an dieser Wand das Wasser heruntergelaufen ist«, erklärt uns Samira.
Dies ist vormittags mein Lieblingsplatz, bis es in der Sonne zu heiß wird.

Gastfreundschaft in Amtoudi

Es ist einfach unglaublich, wir haben in Marokko noch keinen Ort besucht, an dem wir nicht von Einheimischen eingeladen wurden. Ihnen wird Gastfreundschaft schon von klein auf vorgelebt! Es ist heiß, aber durchs Fenster kommt ein kleines Lüftchen. Die Frauen singen lautstark und es wird abwechselnd getrommelt. Als Samiras Freundinnen sich verabschieden, gehen wir zu ihrer Tante und Onkel ins Wohnzimmer. Ihr Cousins Ali uns Hasna erklären mir geduldig, wie ich meinen Namen in Arabisch und Amazigh schreibt, während Flo in der Küche Kaiserschmarrn zubereitet. Wir haben unglaublich viel Spaß mit der Familie, spielen im Wohnzimmer Fußball und verstecken den Ball und die Kinder müssen ihn suchen. »Auf Wiedersehen«, ruft uns Samira hinterher, »bevor ihr abreist, kommt ihr aber noch einmal zum Frühstück vorbei!«

Die Burg von Amtoudi scheint uns bei der Hitze unerreichbar.
Von dem Dorf läuft man eine knappe Stunde, die Schlucht nach hinten, bis man die Gumpe erreicht.
Samira (in der Mitte) kommt uns zum Baden an der Gumpe besuchen

2 Gedanken zu „Wassergumpen in Amtoudi #6

  1. echt geil was ihr erlebt. Ihr macht alles richtig! Lese ich immer wieder gern und die Fotos sind auch spitze! alles gute weiterhin!

  2. Ich bin beeindruckt, wie groß die Gastfreundschaft in Marokko ist. In Deutschland würde einem das nicht so schnell „passieren“. Eure Berichte und die Fotos sind einfach toll und lebendig, wie wenn man vor Ort ist. Danke, dass wir daran teilhaben dürfen.
    Alles Gute für Eure weitere Reise, Heidi und Pawel

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