Die Sonne steht schon tief als zwei Marokkaner stehen bleiben. Erst verstehen wir, dass sie uns 30 Kilometer mitnehmen können und steigen ins Auto ein. Doch dann erklärt uns die Stimme von Googleübersetzer: »Wir fahren 350 Kilometer bis Rissani, meine Heimatstadt«. Im Radio dudelt arabische Musik und Racheed trommelt im Takt aufs Lenkrad. »Meine Familie wartet schon auf uns, ihr könnt gerne bei uns übernachten«, erklärt uns sein Schwager Mohamed. Also doch keinen Zeltplatz suchen und noch ein paar Stunden weiterfahren. Ständig müssen wir wegen Polizeikontrollen stehen bleiben und obwohl Racheed selbst Polizist ist, wird sein Ausweis jedes Mal wieder kontrolliert. Für eine Weile schließe ich die Augen, ich bin müde von dem langen Tag. Als ich sie wieder öffne, hat sich die Landschaft komplett verändert. Es ist trocken und karg bis auf die vielen Palmen und Lehmbauten, die am Fenster vorbeiziehen. »Welcome to Rissani, es ist die Stadt der Fahrräder«, erklärt Mohammed als wir nach Mitternacht dort ankommen.
Gastfreundschaft in Chefchaouen
Ihre Frauen erwarten uns schon und heißen uns mit einem gedeckten Tisch willkommen. Siham und Hanan bringen immer mehr Essen und Trinken aus der Küche. »So ist das bei uns während Ramadan, wir essen immer mehrmals«, erklären sie uns. Auch ihre Mutter steht auf, um uns zu begrüßen. Nach dem Essen rutschen wir den Tisch zur Seite und rollen unsere Isomatten aus.
In der nächsten Woche lernen wir immer mehr Familienmitglieder kennen. »Ihr gehört jetzt auch zu unserer Familie«, erklärt uns Hanan. Googleübersetzer wird unser täglicher Begleiter und gibt uns die Möglichkeit uns untereinander zu verständigen, auch wenn die Englischkenntnisse noch nicht so gut sind.
Persönliche Erfahrungen mit Ramadan
»Morgen fasten wir gemeinsam mit euch«, teile ich der Familie mit. Am nächsten Tag schlafen wir bis zwölf Uhr. So langsam wird die Familie aktiv und die Frauen beginnen in der Küche mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Anfangs helfen wir noch, doch dann fehlt uns die Energie und wir sind zu schlapp. Am Abend ertönt endlich der Adhan, der islamische Gebetsruf. Alle versammeln sich und fangen an zu essen. Es gibt marokkanische Harira Suppe, frisches Fladenbrot, Eier, Datteln und süßes Gebäck und dazu natürlich Tee. Wir haben alle den ganzen Tag gefastet und sind froh, dass wir nun wieder essen und trinken dürfen. »Ramadan lehrt uns in Geduld«, erklärt uns Racheed.
Nach einem kurzen Powernap, werden wir wieder wach, als die anderen von der Moschee zurückkommen. »Jala jala, Jamila«, sie deuten mir, dass ich mitkommen soll. Wir machen einen nächtlichen Spaziergang und besuchen eine Frau, die gerade im Wochenbett liegt. Es gibt wieder Tee uns Gebäck. In der Stadt spielen überall die Jungs und Mädchen in den Gassen Fußball und Frauen laufen herum. Als wir zurückkommen, gibt es wieder Essen. Bevor wir um zwei Uhr schlafen gehen, gibt es noch einmal Datteln und Obst.
Ausflug nach Merzouga und Erg Chebbi
Am Wochenende besuchen wir Fatima, Mohammeds Schwester, und ihre drei Töchter in Khamlia. Gemeinsam essen wir und gehen danach mit den kleinen zum Fußballspielen. Sofort werden wir in Mannschaften aufgeteilt und los geht’s. Bei dem schummrigen Licht brauche ich eine Weile, bis ich meine Mannschaftsmitglieder erkenne. Im Tor steht ein kleiner Junge ohne Schuhe, hier darf jeder mitspielen und es geht nicht nur ums Gewinnen.
In der Nacht fahren wir zu acht in einem kleinen PKW zurück nach Rissani. Bis wir alle im Auto sitzen und jeder einen Platz oder auch keinen Platz hat, wird viel gelacht. Kein Wunder, dass uns der Abschied von allen so schwerfällt. Fast eine Woche waren wir bei ihnen zu Gast und durften erleben, wie der Alltag während Ramadan ist. »Ihr habt unsere Reise in Marokko ganz besonders gemacht und die Zeit mit euch werden wir ganz bestimmt nicht vergessen. Wir kommen wieder, vielleicht erst in ein paar Jahren, aber wir werden uns wieder sehen«, erklären wir ihnen. »Bis dahin üben wir weiterhin Englisch über Duolingo«, rufen sie uns hinterher.
Wüstencamping in Merzouga
Eigentlich sind wir Morgenmuffel, aber für den Sonnenaufgang in der Wüste stehen wir mal früher auf. Unser Zelt steht unter dem einzigen Baum, den wir hier finden konnten. Mittags ist der Sand so heiß, dass man sich ohne Schlappen die Füße verbrennen würde. Um unsere Wasservorräte aufzufüllen, gehen wir bis zum nächsten Hotel. Auf die Frage, ob wir kurz in den Pool springen könnten, antworten sie nur. »Kein Problem, genießt die Zeit hier.« So verbringen wir die Mittagshitze im Schatten und kühlen uns im Pool ab.
3 Gedanken zu „Ramadan in der Wüste von Merzouga #3“
Bin ganz gerührt von so viel Gastfreundschaft
Schön euch wohlbehalten zu wissen. Manuel und Juli.
Hannes und Anna sind auch gerade mit ihren Reisevorbeteitungen beschäftigt
Lasst es euch weiterhin gut gehen LG Inge und Hans
Ihr strahlt so eine Lebensfreude aus, dass ich verstehe, dass Ihr überall so schnell mitgenommen werdet und so viel Gastfreundschaft erlebt. Ich finde es faszinierend, was Ihr in Eurem bisherigen Leben schon an Erfahrungen, Ländern und verschiedensten Menschen und Kulturen erlebt habt. Ich freue mich für Euch und danke Euch für die tollen und anschaulichen Filme, Fotos und Berichte. Alles Liebe Euch
Liebe Heidi, danke für deine lieben Worte. Wir wundern uns auch immer wieder, wie viel wir in kurzer Zeit erleben. Es ist nicht selbstverständlich, dass man die Möglichkeit hat zu reisen und dafür sind wir jeden Tag aufs neue dankbar.
Viel Spaß beim Weiterlesen.