»Bleibt so lange ihr wollt, ich muss in den nächsten Tagen einen Job in Casablanca erledigen«, bietet uns Youssef an und reicht uns seinen Wohnungsschlüssel. Gestern haben wir auf seiner Dachterrasse gemeinsam gefrühstückt und sind zum Sonnenuntergang zu einer Moschee hochgelaufen.
Gastfreundschaft in Chefchaouen
Gerne bleiben wir noch ein paar Tage in der kleinen Stadt und treffen noch einen weiteren Couchsurfer und seine Freunde. Wir laufen durch die Gassen zwischen den blauen Häusern hindurch. »Vor zehn Jahren waren sie noch nicht blau«, erklärt uns Ghassan. »Der Bürgermeister hatte die Idee, alles blau zu streichen, um die Stadt dadurch bekannter zu machen.« Wir sind auf dem Weg zu Youssra. Sie macht gerade eine Ausbildung zur Köchin und hat uns heute zum Essen zu ihr nach Hause eingeladen. »Schön, dass ihr da seid«, werden wir von Youssra, ihrer Schwester und Mutter begrüßt. Selbst Ghassan und seine Cousine staunen über das Essen, was nach und nach auf den Tisch gestellt wird. Es schmeckt köstlich!
Hamam – Ort der Reinlichkeit
Zum ersten Mal in meinem Leben besuche ich ein Hamam, ein traditionelles Badehaus, welches die Marokkaner für gewöhnlich einmal in der Woche gehen. Männer und Frauen sind hier strikt getrennt. Nur mit Unterhose und Schlappen bekleidet und einem Eimer und Schöpfer bewaffnet betrete ich die heiß-feuchten Räume. Im hintersten Raum ist es vielleicht 40 oder 45 Grad warm. Aus einem kleinen Becken wird mir heißes Wasser in meinem Eimer geschöpft. Eine Frau deutet mir, dass ich mich neben sie auf den Boden setzen und mir das Wasser übergießen soll. Danach bietet sie mir ihre Seife an. Ich seife mich gründlich ein und nehme dankend einen Lappen zum Schrubben an.
Das Hamam dient auch als Treffpunkt der Frauen. Sie tauschen sich über neueste Ereignisse aus und lachen. Neben mir wird eine alte Frau von ihrer Enkelin erst kräftig geschrubbt und dann gewaschen. Ihre Haare sind in Plastikfolie eingewickelt und braune Soße läuft ihr hinter dem Ohr runter. Ich vermute, dass sich hier einige Frauen mit Henna die Haare färben.
Zwischendurch trinken die Frauen aus den Schöpfern Wasser und auch ich genehmige mir ein wenig davon, um meinen Kreislauf stabil zu halten. Nach zwei Stunden verlasse ich das Hammam und habe so weiche Haut wie noch nie und Bilder im Kopf, die ich so schnell nicht vergessen werde. Die Altenpflege findet hier noch in den Familien statt und es wird einander geholfen.
Privatkonzert in Fes
Mit dem Taxi geht es in die Old Medina, Busse gibt es hier nur wenige. Wir gehen durch eine enge Gasse und klopfen an eine stählerne Tür. Eine alte Dame öffnet uns. »Hier spiele ich heute Abend Gitarre«, erklärt unser Couchsurfer Ilyas. Wir sind verblüfft von der Schönheit des Hauses. Als er anfängt zu spielen, wird es ruhig und der Zauber beginnt.
2 Gedanken zu „Hamam in Chefchaouen #2“
immer wieder schön eure Beiträge zu lesen und die tollen Fotos zu schaun. Finde ich echt irre wie ihr das hinkriegt und wie es immer läuft bei euch! Machts alles richtig! Weiter so!
Sehr fremde und spannende Welt. Vielen Dank für die tollen Eindrücke!