Auf dem Weg nach Akureyri werden wir von Arngrimur B. Johannsson mitgenommen. Ihm gehört die Fluggesellschaft Atlanta Air. Er führt uns durch sein Luftfahrt-Museum und zeigt uns stolz seine Spielzeuge.
Schwimmbadkultur
Wir verbringen noch einmal einige Tage in Akureyri, da wir uns hier mit Melanie und Robert wieder treffen wollen. So gehen wir im nahegelegenen Naturschutzgebiet »Hraun í öxnadal« wandern und besuchen zum ersten Mal ein Schwimmbad. In fast jedem Dorf gibt es ein Freibad, mit verschieden warmen Becken, Rutschen und Sauna. Ein Treffpunkt für die Einheimischen. Am Eingang zieht man seine Straßenschuhe aus und für die nassen Badesachen gibt es am Ausgang einen kleinen Trockner. Der Bademeister läuft mit Daunenjacke herum und die Kinder springen mit Badehose auf dem Trampolin. Ähnlich wie unsere Schwimmbäder und doch so anders.
Dieses Mal übernachten wir bei Couchsurferin Marta und lernen dort Alexa, eine Reisende aus Deutschland, kennen.
Mit Emmi nach Askja
Wir schlängeln uns langsam durch ein schwarzes Lavafeld, ein Wunder, dass hier überhaupt eine Piste lang führt. Sie ist nur mit Stöcken markiert und eine Spur ist kaum zu erkennen. »Diese Piste ist seit mindestens einer Woche keiner mehr gefahren«, erklärt uns die Rangerin. Über Schneefelder bedeckt von schwarzem Sand, kämpft sich Emmi langsam durchs Hochland. Teilweise schaffen wir nur fünf Kilometer in der Stunde. Hinten sitzen die Kinder und werden in den Schlaf geschaukelt. Abends stellen wir unser Zelt im Windschatten auf. Melanie kocht uns Wärmflaschen und gibt uns die Schafsfelle und Decken mit ins Zelt. Egal wie anstrengend die Kinder gerade sind, für uns ist im Auto immer Platz und wir fühlen uns zu jeder Zeit bei ihnen willkommen. Bei der Wanderung zum Askja Krater sind wir alleine, sonst ist hier keine Menschenseele unterwegs. Die Saison ist vorbei und einige Straßen seit dem Sturm letzte Woche gesperrt. Drei Tage lang fahren wir mit ihnen durch die Mondähnliche Landschaft und freuen uns als die Landschaft allmählich wieder grün wird. »Was für ein Abenteuer, dass hätten wir ohne euch nie erlebt!«, bedanken wir uns als wir wieder auf der Ringstraße sind.
Wir möchten schon frühzeitig zum Hafen nach Seyðisfjörður und Miska besuchen, die uns vor einigen Wochen eingeladen hat. Unser Glück, da wir so den nächsten Sturm im Haus aussitzen können. Die Wasserfälle fliegen senkrecht nach oben und es herrschen Windböen von über 150 km/h. Ungemütlich! Die Fähre muss den Hafen verlassen und kommt erst sechs Stunden später zurück, nachdem der Sturm sich etwas gelegt hat.
Wartemusik
Im Terminal treffen wir Alexa wieder. Da auch einige Kreuzfahrtgäste auf die Fähre warten, nutzen wir die Gelegenheit. Alexa spielt auf der Ukulele und singt, Flo macht den Notenständer und ich laufe mit der Mütze herum und sammle Trinkgeld. Es kommt gut an und die Leute sind dankbar für die Unterhaltung. So haben wir ziemlich schnell über 150 Euro zusammen. »Da freut sich die Reisekasse«, erklärt Alexa. Sie hat gerade ihr Abi gemacht und möchte im nächsten Jahr durch Europa reisen.
Als das Personal kostenlose Pizza für die Wartenden verteilt, gesellen sich Leander und Nina aus Bielefeld zu uns. Sie sind uns sofort sympathisch und wir werden viel Zeit mit ihnen auf der Fähre verbringen.
Robert wird beim Türöffnen von einer Windböe erfasst und fliegt einige Meter aus dem LKW heraus. Gerade rechtzeitig kommt er aus dem »Krankenhaus« zurück, um mit gebrochenem Fuß auf die Fähre zu fahren. Melanie wird wie erwartet seekrank und so übernehmen wir kurzerhand die Kinderbetreuung von Gustav und Bruno. So gehen die zwei Tage und drei Nächte auf der Fähre schnell vorbei. Auf dem Rückweg besuchen wir Freunde, Bekannte und Familie in Kiel, Bremen, Bielefeld, Köln und Koblenz.