Kleines Restaurant mit Herz in den Abruzzen
Wir sind auf dem Weg zum Gran Sasso Nationalpark. Der nächste Fahrer lenkt mit seinem Knie das Auto durch die verschlungenen kleinen Gassen des Bergdorfs, während er sich einen Joint dreht. »Ihr habt doch nichts dagegen, oder?«, fragt er uns mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Er lässt uns an einer Abzweigung raus, und nur zehn Minuten später hält Antonio mit seiner Freundin. Die beiden lernen seit ein paar Monaten mit Duolingo Englisch, und so können wir uns zumindest ein bisschen unterhalten. Sie bringen uns nach Villa Santa Lucia degli Abruzzi, wo sie uns ein kleines Restaurant mit veganen Gerichten empfehlen.
Die Frau hinter der Theke nimmt sich Zeit, erklärt uns geduldig, welche Gerichte heute im Tagesmenü stehen. Wir fühlen uns sehr willkommen und bestellen hausgemachte Ravioli und Cappuccino. Unser Highlight: Wir dürfen hier nicht nur unsere Elektrogeräte aufladen, sondern auch duschen. Als wäre das nicht genug, bietet uns der Freund der Besitzerin auch noch an, uns die nächsten 20 Kilometer mitzunehmen.

Hochebene mit Fleischkultur
Wir schlagen unser Zelt auf einer weitläufigen Hochebene auf. Es ist Ostermontag, auch hier ein Feiertag, und viele Italiener sind mit Freunden und Familie zum Grillen hierhergekommen. In einer kleinen Hütte kann man frisches Fleisch kaufen, rundherum steigen Rauchschwaden von unzähligen Grills auf, eine lebendige, fröhliche Atmosphäre.
Am Abend erkunden wir den Canyon della Valianara. Als wir zurückkehren, laden unsere Nachbarn, ein Schweizer Pärchen im Wohnmobil auf einen heißen Tee ein. Genau das Richtige, bevor wir in unsere Schlafsäcke schlüpfen. In der Nacht wird es bitterkalt, und am nächsten Morgen ist unser Zelt von einer feinen Eisschicht überzogen.










Blütenteppiche mit Bergpanorama
»Wenn ihr in 30 Minuten fertig seid, können wir euch ein Stück mitnehmen«, sagt Robert, während Annemarie bereits Kaffee aufsetzt. Wenig später fahren wir gemeinsam in ihrem Wohnmobil los. Unser erster Halt: der Laghetto Pietranzoni. Der See ist noch zugefroren, doch der Blick auf den Gran Sasso ist atemberaubend. Mit seinen 2.912 Metern ragt er mächtig in den Himmel. Zu seinen Füßen breitet sich ein lila Teppich aus Krokussen aus. So dicht, als hätte jemand Farbe über die Wiese gegossen. Ich habe noch nie so viele Krokusse auf einmal gesehen.



Spontaner Flug und nahendes Gewitter
Als wir am Monte Cristo vorbeifahren, steht der Wind perfekt. Kurzerhand steigen wir aus. Der Supermarkt muss warten, die Schweizer geben uns noch ein paar Snacks und Essen mit, da wir unsere Vorräte über die Feiertage aufgebraucht haben und eigentlich erst einmal einkaufen gehen wollten. Am Startplatz empfängt uns ein neugieriger Fuchs, sonst ist niemand da.
Wir nutzen das kleine Zeitfenster, das uns bleibt, um zu fliegen, auch wenn es nur ein Abgleiter ist. Schnell werden wir über die Passstraße wieder mit nach oben genommen, wo wir unser restliches Gepäck neben der Windfahne deponiert haben. Das Gewitter und die dunklen Wolken kommen immer näher. Schnell packen wir zusammen und fahren vom Berg herunter. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.






